2. Vor- und Nachteile der Stichprobenziehung

Bei Stichprobenerhebungen werden die Informationen immer nur für einen Teil aller interessierenden Beobachtungen erhoben. Vor- und Nachteile von Stichprobenerhebungen beziehen sich somit auf den Vergleich mit einer Voll- oder Totalerhebung, bei welcher für sämtliche Beobachtungen der interessierenden Population Informationen erhoben werden.

Nachteil

  • Informationsunvollständigkeit:
    Der offensichtliche Nachteil einer Stichprobenerhebung besteht darin, dass eine Stichprobe immer nur unvollständige Informationen über die Population liefert, da per Definition eine Stichprobe immer nur eine Teilmenge der Population darstellt.

Da in den meisten Fällen Aussagen über die Grundgesamtheit erwünscht sind, stellt sich die Frage, weshalb man diese mit der Stichprobenziehung verbundene Informationsunsicherheit überhaupt in Kauf nehmen sollte. Dazu betrachten wir uns die Vorteile einer Stichprobenerhebung (= Nachteile einer Vollerhebung).

Vorteile

  • Kosten:
    Eine Totalerhebung ist - sofern die Population nicht (sehr) klein ist - ausserordentlich teuer. Die Kosten für die Schweizerische Volkszählung belaufen sich beispielsweise auf mehr als 100 Millionen!
  • Eine Vollerhebung ist nicht immer möglich:
    Insbesondere in der Qualitätsprüfung von Produkten ist eine Vollerhebung dann nicht möglich, wenn die Beobachtungen durch die Erhebung beschädigt oder zerstört werden.
  • Zeit:
    Die Durchführung einer Stichprobenerhebung erfordert wesentlich weniger Zeit als eine Totalerhebung. Insbesondere in der kommerziellen Markt- und Meinungsforschung, aber auch in der sozialwissenschaftlichen Forschung ist man daran interessiert, dass die Ergebnisse möglichst rasch vorliegen und Aktualität besitzen. Man denke etwa an das Beispiel von Wahl- oder Abstimmungsprognosen. Hier ist es etwa von zentraler Bedeutung, dass die Ergebnisse so rasch wie möglich vorliegen.
  • Präzision:
    Unter Umständen ist es sogar denkbar, dass eine Stichprobe präziser ist als eine Vollerhebung. Bei Vollerhebungen sind sehr viel mehr Personen in die Datenerhebung involviert, zudem stellt die Dateneingabe und -validierung ein grösseres Fehlerrisiko dar als bei einer Stichprobe. Der Vorteil einer genauen und fehlerlosen Datenerhebung und -eingabe einer Stichprobe kann unter Umständen sogar den Nachteil der Informationsunsicherheit wettmachen (sofern sich diese Unsicherheit quantifizieren lässt). Da die Qualität einer Stichprobe nicht vom Umfang der Population abhängig ist, fällt dieser Vorteil umso mehr ins Gewicht, je grösser die Population ist.