Einführung

Das Arbeiten mit Stichprobendaten ist zentraler Bestandteil sozialwissenschaftlicher Untersuchungen, da aus Zeit- sowie aus Kostengründen praktisch nie Vollerhebungen durchgeführt werden (können). Dies führt zu einem Informationsproblem, sofern die Aussagen, welche über die Stichprobendaten gewonnen werden können, auf die zugrundeliegende Grundgesamtheit an Beobachtungen verallgemeinert werden sollen.

In diesem Lernschritt lernen Sie unterschiedliche Verfahren der Stichprobenziehung kennen. Die Darstellung der Verfahren beschränkt sich allerdings auf eine einführende Beschreibung der verschiedenen Verfahren, ihre Vor- und Nachteile sowie ihre Anwendungsmöglichkeiten anhand verschiedener Beispiele.

Anschliessend werden verschiedene Fehlerquellen vorgestellt, welche den Rückschluss von der Stichprobe auf die Population beeinflussen oder gar verunmöglichen können.

Bevor wir uns verschiedenen Arten der Stichprobenziehung zuwenden, soll zunächst dargelegt werden, wie die Stichprobenziehung in die Verfahren der Statistik eingeordnet werden soll (siehe Grafik unten).

Aus der Grafik wird ersichtlich, dass es im Hinblick auf die Konzepte von Stichprobe und Population ausreicht, die Verfahren der Statistik grob in drei Kategorien einzuteilen:

  • Die beschreibende (deskriptive) Statistik dient der Beschreibung sowohl von Populations- als auch von Stichprobendaten:
    • Liegt eine Vollerhebung vor, genügen die Verfahren der beschreibenden Statistik oftmals aus, da per Definition einer Vollerhebung keine Informationsunsicherheit besteht. Es sind in diesem Falle keine inferenzstatistischen Verfahren notwendig.
    • Liegt lediglich eine Stichprobe vor, so bilden die Verfahren der beschreibenden Statistik meistens den Ausgangspunkt einer empirischen Analyse. Diese Ergebnisse beziehen sich allerdings immer nur auf die konkret vorliegende Stichprobe. Die Verfahren der beschreibenden Statistik lassen keinen Rückschluss auf die Grundgesamtheit zu!
  • Die schliessende Statistik (Inferenzstatistik) findet immer dann Anwendung, wenn zwar nur Informationen für eine Stichprobe vorliegen, die Aussagen allerdings auf die zugrundeliegende Population verallgemeinert werden sollen.
  • Die Stichprobentheorie schliesslich befasst sich mit der vorgelagerten Frage, wie aus einer Population überhaupt eine Stichprobe gezogen werden soll, damit anschliessend der Rückschluss auf die Population möglich ist.

Im Rahmen dieses Lernschrittes werden wir uns darauf beschränken, eine Einführung in die verschiedenen Konzepte der Stichprobenziehung zu geben. Wer sich tiefer in das Gebiet der Stichprobentheorie einarbeiten möchte, dem seien die folgenden Bücher empfohlen:

  • Henry, Gary T. (1990). "Practical Sampling". Newbury Park, London, New Delhi: Sage Publications.
  • Kalton, Graham (1983). "Introduction to Survey Sampling". Series on Quantitative Applications in the Social Sciences, 07-035. Beverly Hills, London, New Delhi: Sage Publications.
  • Kish, Leslie (1995). "Survey Sampling". New York, u.a.: Wiley & Sons.
  • Levy, Paul S. und Stanley Lemeshow (1999). "Sampling of Populations -- Methods and Applications". New York: Wiley & Sons.