1. Fragestellung
Für die allermeisten empirischen Untersuchungen in den Sozialwissenschaften
liegen die notwendigen Informationen nur für einen Teil der interessierenden Beobachtungen
- d.h. für eine Stichprobe - vor. Das Ziel der meisten empirischen Untersuchungen sind
allerdings Aussagen über die der Stichprobe zugrundeliegende Population, also Aussagen
über die konkrete Stichprobe hinaus. Empirische Studien zielen in der Regel auf allgemeine
und nicht auf spezifische Aussagen ab. Aus diesem Grund sind inferenzstatistische
Verfahren von so grosser Bedeutung, weil sie es - unter gewissen Voraussetzungen -
erlauben, Ergebnisse über eine konkrete Stichprobe hinaus auf die zugrundeliegende
Grundgesamtheit zu verallgemeinern.
Eine Stichprobe liefert
definitionsgemäss immer nur unvollständige Informationen in Bezug auf die interessierende
Grundgesamtheit. Es stellt sich damit die zentrale Frage, ob und wie sich Ergebnisse,
welche anhand der Stichprobendaten gewonnen werden, auf die Population verallgemeinern
lassen. Die Verfahren der Inferenzstatistik liefern das notwendige Instrumentarium für
diesen Rückschluss und ermöglichen eine Quantifizierung der Unsicherheit, welche mit der
Informationsunvollständigkeit der Stichprobe einhergeht.
In dieser
Lektion geht es allerdings nicht um den Rückschluss von der Stichprobe auf die Population,
sondern um den der Inferenzstatistik vorgelagerten Schritt der Stichprobenziehung und die
damit verbundenen Probleme. Wir werden verschiedene Verfahren der Stichprobenziehung sowie
ihre spezifischen Vor- und Nachteile kennenlernen. Wir werden in dieser Lektion ausserdem
auf mögliche Fehlerquellen im Zusammenhang mit Stichprobenziehungen zu sprechen kommen.
Schliesslich versuchen wir, dem Begriff der "Repräsentativität" auf die Spur zu kommen.