24. Konsequenzen der wahrscheinlichkeits-theoretischen Stichproben

Aus der Problematik heraus, dass die Voraussetzungen der statistischen Stichproben nicht mit der statistischen Stichprobenziehung selbst geprüft werden können, ergeben sich auch Probleme, so etwas wie eine Repräsentativität, oder "globale Repräsentativität" definiert werden kann. Oder selbst wenn strikte nach wahrscheinlichkeitshtheoretischen Regeln vorgegangen wird, bedeutet dies noch nicht, dass die Voraussetzung der Anwendung von wahrscheinlichkeitstheoretischen Sätzen erfüllt sind. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?

Der Begriff der statistischen Repräsentativität sollte vermieden werden. In wissenschaftlicher Hinsicht handelt sich um eine Leerformel. In der renommierten International Encyclopedia of the Social Sciences ist entsprechend zu lesen:

  • "There is no such thing as a "representative", "unbiased", "fair", or otherwise "acceptable" sample: such adjectives are strictly applicable to the sampling process that produces the sample, and their application to the sample (...). A sample can be judged only in relation to the process that produced it. The central concepts of selection bias and sampling error have no meaning except in this context."

Man könnte es auch anders formulieren: alle Stichproben sind "repräsentativ" aber es fragt sich für welche Population (Grundgesamtheit).

Sofern der Begriff "Repräsentativität" sich in der Kommunikation mit der wissenschaftlichen Umwelt als unerlässlich erweist, empfiehlt es sich, ihn zu erläutern und dies geschieht idealierweise aufgrund einer allgemeinen Erläuterung des Stichprobenverfahrens mit dem Hinweis auf die Problematik des Begriffs der Repräsentativität. Dies liesse sich beispielsweise so formulieren: die über Telefoninterviews gewonnen Stichprobe entspricht nach dem Merkmalen "Geschlecht" und "Alter" relativ genau der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz. Über weitere Entsprechungsverhältnisse lassen sich keine präzisen Angaben machen oder: weitere Entsprechungsverhältnisse wurden nicht geprüft. Wissenschaftsoptimisten und –optimistinnen können hinzufügen: Es besteht die Vermutung, dass auch die Verteilung anderer Merkmale. Eine solche Aussage ist präziser, ehrlicher und deshalb auch "wissenschaftlicher".

Hinsichtlich einer fachspezifischen Diskussion wäre noch weitere Informationen vonnöten. Beispielsweise:

  • Der Definition der Zielpopulation (target population) wie der katalogisierten respektive katalogisierten Gesamtheit (Frame population).
  • Der Diskussion der Entsprechungsproblemen von target und frame population.
  • Der Diskussion der Ausfälle.

Letztendlich gilt es aber auch zu prüfen, ob die verwendete Gesellschaftsvorstellung überhaupt dem Urnenmodell entspricht. Das heisst, ob überhaupt die untersuchte Gesellscahft als eine Summe isolierter Einheiten verstanden werden kann. Der Soziologe Herbert Blumer war ein hartnäckiger Kritiker der Stichprobentheorie. Paraphrisiert lautet sein Argument wiefolgt: Die Gesellschaft funktioniert doch wie ein Organismus. So soll mir doch jemand erklären, wie ich eine repräsentative Stichprobe aus einer Katze ziehen soll.