Einführung

Ist Precilla Cornflakes eine Falschspielerin

Unsere Geschichte spielt in Tumbstone (Arizona), d.h. im wildesten Teil des Westens.

Es ist 03.05 Uhr morgens, im düsteren Hinterzimmer von Lucys Saloon rollen wieder mal die Würfel. Es ist immer dieselbe illustre Runde, die sich zum nächtlichen Glücksspiel trifft: Lucys Mitarbeiterinnen Tilly Knall, Linda Jones, Precilla Cornflakes und Virginia McBurger spielen um die wenigen Dollars, die sie am Abend im Saloon verdienten.


Die Runde begann ja ganz gemütlich, doch jetzt herrscht Hochspannung: Die Damen sind aufs äusserste gereizt, denn wiederum scheint das Glück parteiisch zu sein: Auch heute hat Precilla die meisten der schwer verdienten Dollars eingesteckt.

Um 03:18 ist es soweit: Tilly hat ihren letzten Dollar verspielt, es kommt zum Eklat!


Tilly zieht ihren Damen-Colt und schreit:
"Verdammte Schiebung!! Hier wird falsch gespielt!! Precilla, gib mir mein Geld zurück, oder es knallt!!"

Virginia McBurger versucht zu schlichten:
"OK Tilly, steck erst mal dein Schiesseisen weg! Ich hab eine bessere Idee: Wir bringen Precillas Würfel unserem Sheriff O'Neel. Der kann entscheiden, ob Precillas Würfel präpariert ist. Wenn er wirklich präpariert ist, kriegst Du dein Geld zurück, und Precilla geht mal für ein paar Tage ins Kittchen."

Nach einigem Hin und Her akzeptiert Tilly den Vorschlag. Nach einem letzten Schluck gehen die Damen schlafen.

Am nächsten Tag herrscht Katerstimmung in der Küche von O'Neel, dem berühmten Sheriff von Tumbstone.
O'Neel ist ausser sich: "Wie soll ich diesen vier tollen Weibern sagen können, ob Precillas Würfel präpariert ist oder nicht? Ich bin doch kein Hellseher!"

Emme, seine Frau bleibt ganz cool: "Schäm dich, O'Neel! Erstens sind das nicht vier tolle Weiber, sondern ehrenwerte Mitglieder unseres Bingo-Clubs. Zweitens hat uns doch Pastor Detlev an der letzten Jahresversammlung die Sache mit dem Zufall gerade am Beispiel eines Würfels erklärt."

O'Neel wird neugierig: "Soso. Dann erklär' mir doch mal diese Sache mit dem Zufall."

Emme trocknet sich die Hände ab und freut sich, dem sonst so selbstsicheren Sheriff O'Neel mal etwas erklären zu können: "Die Sache ist ganz einfach. Bei einem normalen Würfel müssen alle Würfelbilder gleich häufig auftreten. Du würfelst also mit Precillas Würfel z.B. 120mal und notierst Dir die Ergebnisse. Dann zeichnen wir die Verteilung der Ergebnisse auf und vergleichen diese Verteilung mit einer Verteilung, bei der alle Würfelbilder gleich häufig vorkommen. Unterscheiden sich die beiden Verteilungen, so ist Precillas Würfel präpariert."

O'Neel holt sich brummend Bleistift und Papier, setzt sich an den Küchentisch und beginnt zu würfeln.

Nach einer Stunde ist es soweit: O'Neel hat mit Emmes Hilfe die Häufigkeiten bestimmt, mit denen die Würfelbilder in 120 Würfen (Experimenten) mit Precillas Würfel aufgetreten sind. Emme hat auch aufgezeichnet, welche Häufigkeiten für einen idealen, nicht präparierten Würfel zu erwarten sind. Pastor Detlev nannte diese Verteilung eine Gleichverteilung.

Wir sehen uns die beiden Verteilungen mal an:


Die beiden Verteilungen zeigen deutliche Unterschiede. Sind diese aber so gravierend, dass daraus geschlossen werden darf, dass Precillas Würfel präpariert ist? Oder ist es möglich, dass die Unterschiede nur zufällig entstanden sind und bei einer Weiterführung der Experimente mit Precillas Würfel, bei z.B. 1200 Wurfexperimenten, verschwinden würden?

Die Frage ist ernst, denn einerseits will Sheriff O'Neel nicht tagelang würfeln, andererseits möchte er Precilla auch nicht unnötigerweise einsperren, kennt er sie doch als wehrhaftes Frauenzimmer. Emme schlägt vor, den Pastor Detlev nochmals um Rat zu bitten.

Da uns dieser Weg verschlossen ist, behelfen wir uns mit einem Blick ins Theorie-Kapitel.